1. Edition: 2005

Brasilianisches Filmfest 2005

In Brasilien wurde die Sklaverei vor 115 Jahren gesetzlich abgeschafft. Dennoch hält das soziale Ungleichgewicht zwischen der schwarzen und weißen Bevölkerung Brasiliens bis heute an. Diese Realität wird in den Film- und insbesondere der Fernsehgeschichte (den “telenovelas”) nicht als Problem dargestellt, sondern der “Schwarze” repräsentiert hier oft den “Bösen”, den Banditen oder Hausangestellten. Bis heute beherrschen Stereotypen des “Schwarzen” die telenovelas, während sich das Bild der Afro-Brasilianer im Kino der letzten Jahren schon stark verändert hat.

Das Festival im Eiszeit Kino vom 17.- 23. November zeigt Filme aus Brasilien ab den 60er Jahren, die die Afro-Brasilianer von einem anderen Standpunkt aus betrachten, als es in der öffentlichen Meinung der Fall war. Es werden sowohl Spiel- als auch Dokumentarfilme gezeigt. Der Eröffnungsfilm “A Negacao do Brasil” ist eine Dokumentation über die stereotypischen Rollen, die die schwarzen Schauspieler in den telenovelas gespielt haben. “Radiofavela” basiert auf einer wahren Begebenheit, in der eine Gruppe Favela-Bewohner eine illegale Radiostation eröffnet, die die Bewohner über ihre Situation, über Rassismus und Unterdrückung, aufklären will.

Die ausgewählten Filme sollen einen breiten Einblick in die Geschichte der schwarzen Bevölkerung Brasiliens, seit Ende der Sklaverei bis in die heutigen Tage, geben. Dabei geht es allerdings nicht nur ernst, sondern auch hoch ironisch und unterhaltsam daher.

Filmprogramm

A Negação do Brasil

Dieser Dokumentarfilm ist eine Reise durch die Geschichte der brasilianischen Telenovela und insbesondere eine Analyse der schwarzen Charaktere, die, meiste negativ besetzt, zu Stereotypen werden. Der Regisseur, Joel Zito, zeigt den Einfluss der Telenovelas auf den Prozess der ethnischen Identitätsbildung der Afro-Brasilianer und appelliert an die positive Eingliederung des schwarzen Schauspielers in das brasilianische Fernsehen.

Di, 22. Nov., 19:45 Uhr
Regie Joel Zito Araújo 2002, Dokumentarfilm, 90 Min. (O.m.engl.U.)

Kurzflm von Zózimo Bulbul


Zózimo Bulbul, Schauspieler und Regisseur, begann seine Karriere Mitte der 60er Jahre. Von 1974 bis 2004 schrieb und produzierte er sechs Kurz- und einen Dokumentarfilm, wobei sein Fokus auf der Würdigung der afro-brasilianischen Kultur liegt. Seine Filme prangern die Unterschiede, die Einsamkeit, die Diskriminierung und die Ungleichheit an, die die schwarze Bevölkerung Brasiliens noch immer erlebt. Seine Sprache ist fröhlich und musikalisch nach afrikanischem Vorbild, ohne dabei an Provokation einzubüßen.

Fr, 18. Nov., 19:45 Uhr (Port.)

Cruz e Souza

Dieser Film ist eine Darstellung des Lebens, des Werkes und des Todes des Poeten Cruz e Sousa (1861-1898) aus Santa Catarina. Er war Begründer des brasilianischen Symbolismus und wurde als eine der größten schwarzen Poeten der portugiesischen Sprache ausgezeichnet. Der Film nimmt die 34 „estrofes visuais“ als Ausgangspunkt für die Aufarbeitung seines leidenschaftlichen Lebens in Florianopolis bis zu seiner sozialen, rassischen, intellektuellen und tragischen Ausgrenzung in Rio de Janeiro.

Fr, 18. Nov., 20.30 Uhr
Regie Sylvio Back 2000, Spielfilm, 90 Min. (O.m.engl.U.)

Atlântico Negro – na rota das Orixás

In Benin, Bahia und Maranhão gedreht, begeht dieser Dokumentarfilm ein Reise auf der Suche nach den afrikanischen Wurzeln der brasilianischen Kultur. Der Film beginnt mit den ältesten afro-brasilianischen Religionen: dem Candomblé und dem Tambor de Mina. Atlântico Negro – na rota das Orixás führt den Zuschauer nach Benin, Land der Orixás und des Voodoo, wo sich die Wurzeln des Jeje-nagô Voks befinden.

Sa, 19. Nov., 16:00 Uhr
Regie Renato Barbieri 1999, Dokumentarfilm, 90 Min., (O.m.engl.U.)

Abolição

Der Film befragt schwarze Intellektuelle, Gefängnisinsassen, Obdachlose und Straßenkünstler zur Situation der Schwarzen in Brasilien seit Abschaffung der Sklaverei. Denn die Situation ist auch 100 Jahre nach der Befreiung von Kampf, Ungerechtigkeit und Rassismus gekennzeichnet.

Sa, 19. Nov., 19:45 Uhr
Regie Zózimo Bulbul 1988, Dokumentarfilm 150 Min., (Port.)

As Filhas do Vento

Filhas do Vento behandelt Themen, die Frauen aus aller Welt betreffen. In einer kleinen Stadt im Landesinneren von Brasilien beherrschen die Geister der Sklaverei und des Rassismus die Personen jedoch auf eine besonders subtile Art. In einem außergewöhnlichen Spielfilm politischer und sozialer Prägung, ersetzt der Regisseur die stereotypischen Rollen für schwarze Interpreten in den brasilianischen Telenovelas durch einen facettenreichen Aufbau der Charaktere. Um ein breites Publikum zu erreichen bedient er sich auf souveräne Weise verschiedener dramaturgischer Techniken der Telenovela.

Sa, 19. Nov., 20:30 Uhr
Regie Joel Zito Araújo 2004, Spielfilm 85 Min., (O.m.engl.U.)

Cafundó

Cafundó ist von einer realen Person inspiriert: Ein Hirte und ehemaliger Sklave kann es nicht abwarten die neue, freie Welt am eigenen Leib zu erleben. Der daraus resultierende Schock führt ihn an den Rand des Wahnsinns. Seine Visionen verbinden die Magie der afrikanischen Wurzeln und der jüdisch-christlichen Zivilisation. Er findet heraus, dass er eine Mission hat seinen Mitmenschen zu helfen. Nach seinem Tod in den 1940ern ist e zu einer Legende geworden, die die afro-brasilianische Religion entscheidend mitgeprägt hat.

So, 20. Nov., 16:00 und 20:00 Uhr
Regie Paulo Betti und Clóvis Bueno 2005, Spielflim 90 Min., (O.m.engl.U.)

Assalto ao Trem Pagador


Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit. Im Inneren des Staates Rio de Janeiro überfällt eine Gruppe von sechs Männern einen Zug, der Geld transportiert. Sie beschließen nur 10% der Beute auszugeben, um der Polizei keinen Verdacht schöpfen zu lassen. Nur Grilo Peru möchte das Geld lieber in der feinen “Zona Sul” in Rio de Janeiro verprassen…

So, 20. Nov., 19:45 Uhr
Regie Robert Farias 1962, Spielfilm 89 Min., (O.m.engl.U.)

Pedro Mico Mo

Ein analphabetischer Rumtreiber aus Rio klaut Schmuck von einem Scheich, ohne seine Diebesbande davon zu unterrichten, und flieht. Sowohl die Polizei als seine Verbündeten versuchen ihn nun in den Favelas von Rio aufzuspüren. Er hat das Diebesgut in seinem Haus in der Favela versteckt, wo er mit einer Prostituierten, die er von der Straße geholt hat, wohnt. Sie erzählt ihm die Geschichte von Zumbi dos Palmares, was ihn zur Flucht vor der Polizei und seiner Diebesbande ermutigt.

21. Nov., 19:45 Uhr
Regie Ipojuca Pontes 88 Min., 1985, (Port.)

Radio Favela – uma onda no ar

Jorge, Brau, Roque und Zequiel sind vier Freunde, die in einer Favela in Belo Horizonte wohnen und davon träumen ein Radio zu gründen, das die Probleme in ihrer Gegend thematisiert. Sie erfüllen ihren Traum mit der Gründung von Radio Favela, das, obwohl illegal, nach nur kurzer Zeit zur Stimme der Bewohner wird. Der Erfolg des lokalen Radiosenders verbreitet sich auch außerhalb der Favela, wobei sich die Gruppe Feinde macht. Schließlich müssen sie es mit der Polizei aufnehmen, die das Radio schließen will.

Mi, 23. Nov., 19:45 Uhr
Regie Helvécio Raton 92 Min., 2002, (O.m.engl.U.)

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